Isarrauschen I & II – 2000

Isarrauschen

Isarrauschen I- 2000

Die photogrammierte Orgel.

Töne unterscheiden lernen. Verborgene Geräusche verifizieren.
Ich möchte diese vergessenen Geräusche sammeln und ohne Verzögerung bündeln,
nämlich durch Hörrohre. Jeder eingefangene urbane Laut ist mit einem Instrumentalrohr
verbunden. Ausschlaggebend für die Funktion ist eine räumliche Trennung, um Nebeneinflüsse zu kompensieren.
Da es sich aber um einen offenen Austausch handelt, soll der Kreislauf nun durch den Nichthörer
geschlossen werden.
Erst jetzt kann der Nichthörer akustisch vertifizieren und die offene Verbindung schliessen.
Er hört.

Der Boden bebt.

Rauschen ist Bewegung. Der Boden beginnt zu beben:
Kondensatoren sublimieren auditive Spitzenwerte. Es entsteht ein potentialdifferenzierter Tonakkumulator. Ist die Speicherkapazität überschritten, entlädt sich der Akku abrupt mit einem hochtransformierten Tonblitz. Die Bodenkonstruktion ist an den Auflagepunkten, mit dem am Tonakku angeschlossenen Schalltreiber verbunden. Erst jetzt wird eine transformierte reine kinetische Energie freigesetzt. Der Zuhörende beginnt zu vibrieren.

Die singenden Bleche.

Dünne Stahlbleche sind aneinandergereiht und ebenfalls mit den verborgenen Tönen verbunden.
Bei dieser zweidimensionalen Klanginstallation werden die externen Ursprungsgeräusche grossflächig auf die Blechmembranen geleitet. Die Bleche zittern und singen. Akustik wird zur Visualität.

Eine körperliche Erfahrung. Der Kugelhelm.

Er symbolisiert abgeschlosene Globalität. Der Hörer wird blind und dennoch erleuchtet.
Das Tragen des Kugelhelms verhindert das Eindringen von Licht. 50 Piezolausprecher sind mit den Geräuschen des alltäglichen Lebens verbunden. Da die Abstände von Kugelumfang zum Mittelpunkt identisch sind, kann der Gleichgewichtssinn durch Geräusche erheblich gestört werden. Der Zuhörer ist nun in einer anderen Welt isoliert und kann jetzt von innen das Aussen erhören und somit seine Umwelt endlich wieder wahrnehmen.

Klanginstallation in der Arnulfstrasse
Klanginstallation in der Arnulfstrasse

Isarrauschen II- 2000

Isarrauschen
Isarrauschen

Abgekoppelt von Tönen die uns beinflussen. Geräusche erleben, hörbar und auch spürbar.
Die Lebensader ist Wasser. Wasser ist leben. Leben wir Wasser?
Die Funktion:
Geschwindigkeit und Raum – Wasser und Luft sind miteinander verbunden und korrespondieren.
Wassergeräusche gehen durch die Einwirkung der Stadt verloren.
Einzwängende Kanalisierung verletzt den Fluss.
Die Isar ist gebändigt, geteilt, umgeleitet, gestaut und deshalb abwesend.

Überall wo Isargeräusche entstehen; versuchte ich Sie mit sensiblen Rezeptoren einzufangen und direkt in den STÖRGERÄUSCHFREIEN Raum zu transportieren.
Der geeignete Raum war die trapezförmige Fußgängerunterführung unter dem Friedensengel:
Hier konnte ich die Klangmedien installieren.
Die Klangmedien:
Die Singenden Bleche sind freihängend und an Schalltreiber gedockt. Der Mensch kann den Fluß spüren und erschrickt wenn die Bleche zu singen beginnen.
Die Sinusorgel ist in Ohrenhühe installiert.
Eine Seite soll positive- und die andere negative Töne erzeugen.
Die Positivtöne sind unmittetbar gegenüber den Negativttönen arangiert.
Wenn der Zuhörer nun hindurchtritt, kann er die Wellung im Ohr erahnen.
Der Helm ist aus zwei Hälften festehend zusammengehalten. Der Durchmesser beträgt 55cm.
Auf der inneren Oberfläche befinden sich 60 gegeneinander vernetzte Lautsprecher.
Die Kugel wird durch den Page um den Kopf gesenkt:
Der Zuhörer bleibt nicht länger nur Hörer:
Dieser wird vom Pagen gestützt, da er wankt.

Anlass:
Das erste interaktive, dreidimensidnale Isarrauschen am 30.09.2000.

Ausführung: Sebastian Kruse
Betreuung: Berkan Karpat
Sponsor: Baureferat München